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Fische fangen für die Tonne?

Am 30.12.2019 veröffentlichte RBB24 einen Artikel mit dem Titel "Fische fangen für die Tonne" (www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/12/fische-weissfische-vernichtung-berlin-tierschuetzer-kritik.html)

Angesichts der Kommentare unter dem Artikel finden wir es angebracht, auch aus Sicht eines Anglerverbands hierzu im Folgenden Stellung zu nehmen.

Diese Weißfische sind nicht in die Tonne gewandert.

Der VDSF Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. führt wie auch viele seiner Mitgliedsvereine seit Jahren Hegefischen durch, bei denen gezielt Weißfische gefangen werden. Soweit es geht, werden diese einer Verwertung zugeführt. Leider ist es so, dass die Angler für den Teil der Weißfische, der nicht als Nahrungsmittel verwendet werden kann (zu kleine Fische, Karkassen) und der daher entsorgt werden muss, die dafür anfallenden Kosten selbst tragen müssen. Die Berufsfischerei wird hier subventioniert, ohne dass (mit wenigen Ausnahmen) ein wesentlicher Teil als Lebensmittel verwendet wird.

Natürlich ist es unstrittig, dass die Entnahme von Fischen eine Maßnahme zur Nährstoffreduktion ist. Es ist eine Symptombekämpfung und keine Ursachenbekämpfung, das ist richtig, aber auch bei Erkrankungen des Menschen lindern wir gern parallel zur Heilung die Symptome. Darin sollte man nichts Verwerfliches sehen. Es werden doch seit vielen Jahren verschiedene Maßnahmen durchgeführt. Hechte werden erbrütet, um den Bestand zu stützen und neue Abwasserentsorgungskonzepte in neu angelegten Siedlungsgebieten (Adlershof, Spandau) durchgeführt, um die Gewässer zu entlasten.

Eine Ursachenbekämpfung kann durch die Entnahme von Phosphat, dem Nährstoff, um den es hauptsächlich geht, erfolgen. Dies geschieht z.B. an den Phosphateliminationsanlagen am Nordgraben (Einlauf in den Tegeler See) und in Beelitzhof (Pumpstation für die Grunewaldseenkette) mit deutlichem Erfolg. So sind sowohl der Schlachtensee als auch der Tegeler See mit den Jahren seit Betriebsaufnahme deutlich klarer geworden und weisen bis in große Tiefen einen guten Bewuchs mit Unterwasserpflanzen auf. Hier gibt es denn auch weniger Weißfische als in anderen Gewässern Berlins und diese wachsen auch besser ab.

Was die finanzielle Seite angeht, nur eine Vergleichszahl: Die Befischung hätte seit 1980 also 40x50.000 Euro gekostet, macht 2 Mio. über den gesamten Zeitraum. Die Errichtung der Phosphateliminationsanlage am Nordgraben 1997 kostete 200 Millionen.

Wer selbst einmal Weißfische probieren möchte, hat die besten Chancen an diese Fische zu kommen, indem er mal während der Angelsaison bei einem unserer Mitgliedsvereine nachfragt, wann das nächste Angeln stattfindet und ob man nicht ein paar Brassen oder Plötzen bekommen könne. Frischer, günstiger und regionaler ist Fisch kaum zu bekommen.